Bus fahren und Streit schlichten

Von Ingrid Hilgers

Höchst. Jennifer Opper, Schülerin der Robert-Koch-Schule, ist stolz darauf, Buslotse zu sein. Mit zehn anderen Schülern ließ sie sich von der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) zum Buslotsen ausbilden. Seit Mitte Juni ist sie offiziell im Einsatz. «Eigentlich ist es selbstverständlich, dass man bei Konflikten eingreift und hilft», sagt die 14-jährige Jennifer Opper nachdenklich. Aber seit sie Buslotse sei, wisse sie, wie man am besten mit Streitigkeiten und Rangeleien im Bus umgehe, ohne provozierend zu wirken. Die anderen Schüler stimmen ihr zu. Ihr Einsatz als Buslotse ist freiwillig. Alle haben gelernt, bei Konflikten nicht wegzugucken.

Seit 2003 werden im Rhein-Main-Gebiet Buslotsen ausgebildet. Die Ausbildung wurde notwendig, weil in den Fahrzeugen unter den Schülern eine gereizte Atmosphäre entstand. «Manche Schüler drängeln an den Türen, einige nehmen den Jüngeren den Sitzplatz weg oder bemalen aus Übermut mit Filzstiften die Sitze», berichtet Roland Houda, Trainer für Kommunikation bei der Verkehrsgesellschaft. Man habe die Erfahrung gemacht, dass Schüler von Erwachsenen Zurechtweisungen weniger annähmen als von Gleichaltrigen.

In Bochum, wo das Konzept der Buslotsen 1998 ins Leben gerufen worden sei, haben die Initiatoren positive Erfahrungen gemacht. Aggressive Schüler, die andere im Bus anpöbelten, seien, nachdem sie mehrfach von Buslotsen auf ihr Verhalten angesprochen worden waren, wesentlich freundlicher geworden. «Die Atmosphäre in den Bussen verbessert sich nachhaltig», weiß Roland Houda und erzählt, dass es im Rhein-Main-Gebiet mittlerweile rund 200 Buslotsen gebe.

Den elf Schülern der Robert-Koch-Schule hat die Ausbildung zum Buslotsen gut gefallen. Während rund 20 Unterrichtsstunden lernten sie in Rollenspielen, wie sich körperliche Auseinandersetzungen vermeiden lassen und wie ein Dialog hergestellt werden kann. «Wir haben gelernt, gut zu argumentieren und den nötigen Abstand zu halten», erläutert Tamara Wende. Sie wüssten nun, wie sie gefährliche Situationen umgehen könnten.

Für die Mühen der Schüler richtete das Verkehrsunternehmen einen Erlebnistag aus, bei dem die jungen Fahrzeugbegleiter einen Ausweis und ein Zertifikat erhielten. Außerdem wurden die Schüler zum Essen eingeladen, besichtigten die Werkstatt des Unternehmens und durften selber einmal eine U-Bahn lenken.

«Wir haben als Schülerlotse für’s Leben gelernt», freut sich Tamara Wende und erzählt von einer Situation im Bus, in der ein Vater sein Kind geschlagen habe. Da hätten sich dann Erwachsene eingemischt, noch bevor die Buslotsen aktiv werden konnten. Andere berichten von einem Rollstuhlfahrer, der von einem Busfahrer nicht mitgenommen wurde. Der Protest blieb in diesem Fall allerdings erfolglos. «Wir mischen uns auch künftig ein», bekräftigt Tamara. Die anderen Buslotsen nicken.