Mit Gesang, Gerichten und gelungenen Experimenten warben die Robert-Koch-Schüler um Nachwuchs

Vorm Pritschen die Finger lockern

Höchst. Wenn in der Robert-Koch-Schule alles so gut strukturiert läuft wie der Tag der offenen Tür, dann kann man Rektor Jürgen Sennlaub ein dickes Kompliment machen. Punkt 9 Uhr begrüßte der Schulleiter am Samstag 80 interessierte Eltern im Kunstraum, der zur Cafeteria umfunktioniert worden war. Nach einer kurzen Einführung übernahmen Zehntklässler die Regie und führten die Besucher gruppenweise durch die Schule.

„Hier ist die Sporthalle“, erklärte Schulführer Petar Susnjara (16). Neun Augenpaare schauen durch die Tür in die Halle, in der Sportlehrer Klaus-Dieter Walther seine Schüler mit Aufwärmübungen fürs Volleyballspielen fit machte. „Wir werden gleich pritschen “, sagte er, „dazu müssen wir vorher die Finger lockern, damit es keine Verletzungen gibt.“

In der Schulküche schnippelten Siebtklässler derweil emsig Tomaten für selbst gemachte Sandwiches, andere rührten einen leckeren Erdbeer-Milchshake. „Wir machen hier wirklich Unterricht“, sagte Hauswirtschaftslehrerin Elisabeth Stephan. „Das ist keine Showstunde.“ In dem halbjährigen Kurs sollen die Schüler lernen, wozu die verschiedenen Küchengeräte da sind, sie müssen Tische dekorieren und Rezepte lesen können. Hauswirtschaft ist nur eines von vier Wahlpflichtfächern, die die Schüler in der siebten und achten Klasse durchlaufen müssen, es sei denn sie haben sich alternativ für Französisch entschieden. Ansonsten stehen noch Informatik, Handarbeiten und Schreinern auf dem Stundenplan.

Kurse, in denen nur Jungs oder nur Mädchen sitzen, das gibt es in der Robert-Koch-Schule nicht. „Viele Mädchen wählen sogar freiwillig Schreinern in der neunten Klasse“, berichtete Kunstlehrerin Sigrid Heming-Davis, die auch den Internetauftritt der Schule betreut. Im Werkraum im Keller zeigt sie ihren Schülern, wie man ein Schreibtischset selbst zimmern kann.

Bunt gemischt ist auch der neu gegründete Schulchor. Im Musikraum, hoch oben im dritten Stock, hatten sich die kleinen Sänger um den Flügel von Musiklehrer Harald Barck geschart und gaben für die Besucher ein Lied von den „Prinzen“ zum Besten. „Es ist alles nur geklaut“, klang es aus neun Kehlen. Mit seinem Arbeitsplatz ist der frisch an die Schule gekommene Pädagoge sehr zufrieden. „Dass ausgerechnet das Musikzimmer einer Schule ein so schöner Raum ist, ist wirklich selten“, sagte er. Zudem sei es gut bestückt mit Instrumenten. Tatsächlich – im Nebenzimmer stehen Xylophone, diverse Rhythmus-Instrumente und ein Schlagzeug dicht an dicht. „Das Schlagzeug führe ich meist den Achtklässlern vor“, erklärte Barck. Wer Interesse habe, könne dann in der Musikschule privat Unterricht nehmen.

Neben einen Blick in Physik-, Chemie- und Computerraum hatten die Besucher am Samstag sogar Gelegenheit, in eine ganz „normale“ Unterrichtsstunde reinzuschnuppern. In der Außenstelle der Schule am Justinusplatz wurde die fünfte Klasse live unterrichtet.

Marietta Gropengiesser war nach dem Rundgang fest entschlossen, ihre Tochter Pia (10) nach dem geplanten Umzug hier anzumelden. Eine Realschule sei ihr lieber als eine Gesamtschule, sagt die Offenbacherin. „Ich glaube, da kann man nicht so leicht abrutschen.“

Lediglich der Schimmelgeruch im Keller machte der Mutter etwas Sorgen. Der hatte vor ein paar Monaten die Gemüter von Eltern und Lehrern erregt, genauso wie der baufällige Pavillon im Hof und die verdreckten Wände im Treppenhaus. Inzwischen hat die Stadt allerdings reagiert, der Maler war bereits da, für einen Anbau sei Geld im Haushalt der Stadt vorgesehen. „Es bewegt sich endlich was“, sagte Rektor Sennlaub und ist sich sicher, dass sich auch in diesem Jahr wieder viele Eltern für seine Schule entscheiden werden. (juwi)