Schüler rocken, filmen und fotografieren

Von Thomas J. Schmidt
88 Schüler haben im Jukuz Kunstwerke geschaffen. Angeleitet wurden sie von angehenden Sozialarbeitern.



Mit Perücke und Gitarre: Ein Hauch der wilden 60er wehte durchs Jukuz, als die Schülerband die Lautsprecher aufdrehte und losrockte. Foto: Maik Reuß

Höchst. Hinter 88 Schülern liegt eine aufregende Woche: Nicht den Alltagstrott im Klassenzimmer haben sie hinter sich, sondern eine Woche im Jugend- und Kulturzentrum Höchst (Jukuz). Dort waren sie „höchst kreativ“.
„Höchst kreativ“ ist der Name einer Reihe solcher Wochen, die Prof. Bernhard Kayser vor fünf Jahren im Jukuz ins Leben gerufen hat. Er unterrichtet Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences, vormals Fachhochschule. Bei „Höchst Kreativ“ konnten 35 Studenten die Arbeit mit Schülern kennenlernen.

Teamwork zählt
Das Thema ist Inklusion: Eine Förderschule, eine Realschule und ein Gymnasium entsenden je mindestens eine Klasse. Die Schüler, alle gleich alt, kennen sich nicht, sollen jedoch gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Das ist auch diesmal gelungen. „Es geht um Teamwork. Die Kunst ist eine gemeinsame Sprache“, sagte Kayser. „Unterschiede zwischen den Schülern verschwinden.“

So in der Rockband „Neon Rock“. Förderschüler und Gymnasiasten hatten beim Abschlussfest am Freitag im Jukuz ihren ersten gemeinsamen Auftritt vor Publikum. Sie brachten Stimmung ins Publikum, spielten klassischen Rock. Vorne an der Bühnenrampe röhrte Melissa (14) ins Publikum.
„Wir waren schon etwas aufgeregt“, sagte sie nach dem Auftritt mit der Band. Angst habe sie nicht gehabt. „Ich spiele schon in einer Band. Ein etwas anderer Stil, aber ich spiele Gitarre und singe.“ Dass sie jetzt von Montag bis Donnerstag auch mit Förderschülern geprobt hat, hat die Gymnasiastin nicht gestört. „Wir hatten unterschiedliche Voraussetzungen und Kenntnisse, egal welche Schule.“ Wer Hilfe gebraucht hat, hat sie erhalten, egal, welche Schulform.

Diese Erfahrung machten die Schüler, allesamt Achtklässer, in allen Projekten. Eine Gruppe drehte ein Musikvideo, eine andere stellte am Freitag zwei kurze, comic-artige Fotoromane vor. Ein weiteres Projekt nahmen sich Schüler einer Film-AG vor. Sie drehten einen Dokumentarfilm, der sich mit Armut und Reichtum beschäftigte. Nach Aufnahmen von Obdachlosen waren Bilder glitzender Fassaden und atemberaubender Preisvorstellungen in den Schaufenstern mancher Juwelliere in der Goethestraße geschnitten. Dann befragten die Schüler sogar Passanten: Was halten Sie von Obdachlosen? Soll man denen helfen? Geben Sie etwas Geld?
Andere Schüler drehten einen Spielfilm, tanzten HipHop, bastelten Müllskulpturen, spielten Schattentheater und zeichneten ein Hörspiel auf. Am Freitag wurden die Vorführungen häufig von Beifall unterbrochen.

Anfangs nervös
Vier Klassen aus drei Höchster Schulen haben teilgenommen: Der Leibnizschule, einem Gymnasium, der Robert-Koch-Realschule und der Kasinoschule, einer Förderschule. Christina Adrian, Klassenlehrerin der 8b, gestand: „Zu Beginn hatten meine Schüler schon Angst, dass sie sich jetzt mit Realschülern und Gymnasiasten messen sollen.“ Doch bei den Projekten stellte sich heraus, jeder kann etwas besser als die anderen.
Die Projekte wurden von den Studenten geleitet. Für die Studentin Steffi Olschewski, eine der 35 Verantwortlichen, die die Woche im Jukuz vorbereitet und geleitet hatten, war es auch eine neue Erfahrung. „Wir waren am Anfang nervös, aber es war wunderbar“, sagte sie.