Patricia Schütze inmitten der Schüler, die sich für ihren Verbleib an
der Robert-Koch-Schule einsetzen. Foto: Maik Reuß
Höchst. «Ohne Frau Schütze ist Englisch Mist», steht in großen Buchstaben auf dem
Plakat, das der 13-jährige Jannis über seinen Kopf hält. Für ihn und die weiteren Schüler der Robert-Koch-Schule steht fest:
Sie wollen auch weiterhin von
Patricia Schütze unterrichtet werden.
Dies taten sie gestern auf eindrucksvolle Weise kund. Mit selbst gebastelten Plakaten und lauten «Wir-wollen-Frau-Schütze»-Rufen
demonstrierten
die Schüler vor der Außenstelle der Robert-Koch-Schule auf Justinus- und Schlossplatz für ihre Englischlehrerin.
«Frau Schütze ist besser als andere Lehrer», findet Chiara aus der Klasse 6b und ihr Mitschüler Ahmet fügt hinzu: «Sie kann
alles so gut erklären. Wir lernen wirklich sehr viel.»
Seit zwei Jahren unterrichtet Patricia Schütze an der Robert-Koch-Schule. Zunächst war die gebürtige Kanadierin Vertretungslehrerin
für Englisch im Rahmen von «Unterrichtsgarantie plus». Da die Englischlehrerin der Koch-Schule allerdings seit rund eineinhalb
Jahren wegen Krankheit fehlt und fast ein Jahr so gut wie kein Unterricht stattfand, hat Patricia Schütze seit dem Schuljahr
2008/2009 fest den Englischunterricht von fünf Klassen der Schuljahre 5, 6 und 7 übernommen.
Schulamt erteilte Unterrichtselaubnis
Zwar hat Patricia Schütze keine pädagogische Ausbildung, doch seit zehn Jahren gibt sie Nachhilfe in ihrer Muttersprache
und hat in ihrer Heimat über viele Jahre mit Kindergruppen gearbeitet. «Ich weiß, wie ich einen Draht zu den Kindern
bekomme und guten Unterricht machen kann, auch ohne ein Studium», erzählt Patricia Schütze, die mit sieben Geschwistern
aufgewachsen ist und seit 17 Jahren in Deutschland lebt.
Auch das staatliche Schulamt bescheinigte ihr die pädagogische Eignung und erteilte ihr die Unterrichtserlaubnis.
Dadurch änderte sich auch die Gehaltsstufe von Patricia Schütze, denn anstatt nach dem Lohn von «Unterrichtsgarantie plus»
bezahlt zu werden, erhielt sie einen befristeten BAT-Vertrag (Bundesangestelltentarif). Doch das ist genau das Problem.
Denn dieser Erlass sieht vor, dass die
Lehrkräfte nach ihren absolvierten Ausbildungen bezahlt werden.
Da Patricia Schütze keine derartigen Ausbildungen vorweisen kann, wird sie in die niedrigste Gehaltsstufe eingestuft. «Ich
verdiene nun brutto weniger als ich noch netto bei der Unterrichtsgarantie plus hatte», erklärt Patricia Schütze. Das bei
einem Aufwand, wie ihn ihre studierten Kollegen haben, denn auch sie muss außer dem Unterricht noch Arbeiten kontrollieren
oder bei Konferenzen anwesend sein. «Ich möchte nach meiner Leistung bezahlt werden, nicht nach einem Erlass. Ich unterrichte
immerhin fünf Klassen. So viel wie sonst kein anderer Englisch-Lehrer», so Patricia Schütze. Sie zog die Konsequenzen und
kündigte an, die Schule zum 1. Februar 2009 aufgrund der geringen Bezahlung zu verlassen .
Eltern verstehen Kultusminister nicht
Auch ein am 18. Dezember verfasster Brief an den hessischen Kultusminister Jürgen Banzer (CDU) nützte nichts. Die negative
Antwort erreichte die Robert-Koch-Schule am Montag – und ließ Eltern und Schüler auf die Barrikaden gehen. Sie organisierten
die Demonstration. Ein eindeutiges Zeichen: Stehen doch nicht nur die Schüler und Eltern, sondern auch die Schulleitung
hinter der Kanadierin. «Patricia Schütze ist motiviert, hochqualifiziert und ist bei uns als volle Lehrkraft akzeptiert.
Es wäre schade, wenn wir eine Topkraft aufgrund einer Gesetzeslage verlieren würden, aber leider sind uns die Hände gebunden»,
berichtet Franziska Burkhard, stellvertretende Leiterin der Robert-Koch-Schule.
Auch die Eltern machen ihre Haltung durch die Teilnahme an der Demonstration deutlich. «Sie hat ein Händchen für die Kinder
und ist sehr beliebt. Gerade in Zeiten, in denen es in Frankfurt einen Mangel an Englischlehrern gibt, verstehe ich solche
Entscheidungen nicht», empört sich Manuela Lauber, Elternbeirätin einer fünften Klasse.
Findet sich keine schnelle Einigung, soll Patricia Schütze ab dem zweiten Halbjahr durch eine studentische Kraft aus Finnland
ersetzt werden. Eine Elterninformation dazu findet am heutigen Freitag um 17 Uhr im Pavillon der Robert-Koch-Schule statt.
Alfons Gerling macht Hoffnung
Seit gestern Mittag gibt es für die Schulgemeinde neue Hoffnung. Landtagsabgeordneter Alfons Gerling (CDU) hat nämlich wegen der Angelegenheit mit Kultusminister Banzer gesprochen. Dieser habe ihm zugesichert, sagte Gerling gestern dem Höchster Kreisblatt am Telefon, dass er sich noch einmal mit dem Fall befassen und eine «einvernehmliche Lösung» suchen werde.