Theaterspielen stärkt auch den Teamgeist

Höchst. «At the hospital» steht in großen Filzstiftbuchstaben auf dem Plakat, das Robin Pilé über die Bühne trägt. Schon im nächsten Moment finden die Zuschauer sich in der Empfangshalle des Krankenhauses wieder. Eine Schwester füllt, auf den Tresen aus Turnkästen gestützt, Formulare aus. Mrs. Norris, mit Kopfverband und Nackenkrause, hört geduldig zu, was die Mitarbeiterin ihr erklärt. Es ist kurz vor Weihnachten, und eigentlich sollte sie sich freuen, entlassen zu werden. Doch ihr Heim, all ihre Möbel und Erinnerungen, sind einem Feuer zum Opfer gefallen, sie hat keinen Ort mehr, an den sie mit ihrem Mann zurückkehren kann.

Zwei Monate lang geprobt

«A fire at Christmas» (Ein Feuer zu Weihnachten) heißt ein Theaterstück, das die Klasse 7a der Robert-Koch-Schule aufführte. Einmal für Mitschüler und einmal für Eltern spielten sie das rund 45-minütige, englischsprachige Stück, für das sie seit Oktober geübt haben.

«Besonders freue ich mich, dass die Schüler großen Einsatz gezeigt haben», sagt Referendarin Nadine Steinwand, die die Klasse in Englisch unterrichtet. Statt in den Fachstunden zu üben und so viel Stoff zu verpassen, seien die Kinder freiwillig einmal pro Woche nachmittags zur Probe in die Schule gekommen.

Natürlich hat das englische Theaterspiel einen tollen Effekt auf die Sprache der 12 und 13 Jahre alten Schüler. «Der Wortschatz hat sich merklich erweitert, denn viele der Kinder können mittlerweile nicht nur ihren eigenen Text auswendig, sondern auch den ihrer Mitschüler», erklärt Nadine Steinwand. Für manche sei es dennoch eine große Überwindung gewesen, vor so vielen Zuschauern Englisch zu sprechen – immerhin können einen Aussprachefehler gleich über 100 Zuschauer bemerken.

Den Text mit Freunden geübt

«Aber wir haben das Publikum einfach ausgeblendet», sagt Nachwuchsschauspielerin Hanan Ouazarf, die kurz vor der Aufführung noch krank war, sich dennoch auf die Bühne zwang – obwohl es für jede Rolle auch eine Zweitbesetzung gab. «So musste jeder Schüler und jede Schülerin eine Rolle lernen, selbst wenn sie oder er am Ende nicht auf der Bühne stand», erklärt Nadine Steinwand. Viele haben mit Freunden den Text gepaukt und sich gegenseitig abgefragt.

Für die 26 Teenies ist mit dem Theaterspielen übrigens ein Traum in Erfüllung gegangen, im Moment schwärmt ihre Generation nämlich für die amerikanische Filmreihe «Highschool Musical», in der ebenfalls für eine Aufführung geprobt wird.

Nadine Steinwand hat das Stück, in dem es für die Familie Norris natürlich ein Happy-End gibt, dennoch nicht nur nach der Vorliebe ihrer Schützlinge ausgesucht. Nächstenliebe sei in allen Religionen ein Thema. aze (msl)