Der Minirock sollte zu Hause bleiben

Robert-Koch-Schüler machen sich fit für Bewerbung und Vorstellungsgespräch

Von Christian Scheh

Höchst. „Wie sollte man sich für ein Bewerbungsgespräch anziehen?“, fragt Marianne McGeehan die acht Schüler der Robert-Koch-Schule. Sofort schnellen Finger in die Höhe. „Man sollte nicht mit großem Ausschnitt oder Minirock kommen“, sagt eine Schülerin. „Und nicht zu viel Make-up nehmen“, meint eine andere. Darauf, dass das äußere Erscheinungsbild ordentlich und gepflegt sein sollte, können sich schließlich alle Schüler einigen. „Der erste Eindruck entscheidet. Zuneigung oder Abneigung entwickelt sich in den ersten drei Sekunden“, erläutert Marianne McGeehan. Und betont nachdrücklich: „Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck.“

Für acht Schüler der Robert-Koch-Schule stand im vergangenen Monat „Bewerbungstraining“ auf dem Programm. Einmal pro Woche wurden sie für je zwei Stunden von Marianne McGeehan von der Freiwilligenagentur Frankfurt unterrichtet. Mit dem Projekt „Cool“ („Coaching at School“) leistet die Agentur – ein gemeinnütziger Verein – einen Beitrag zur beruflichen Orientierung von Jugendlichen. Damit reagiert sie auf die Tatsache, dass eine immer größer werdende Gruppe von Schülern nicht in der Lage ist, den Übergang von der Schule in die Berufswelt erfolgreich zu bewältigen.

Mit viel Einfühlungsvermögen und einem ganzen Stapel von Merkzetteln gab die Projektleiterin den Realschülern, die freiwillig am Projekt außerhalb der Unterrichtszeit teilnahmen, Tipps zum Ablauf des Bewerbungsgesprächs – von der Begrüßung bis hin zur Verabschiedung. Im Anschluss an den theoretischen Unterricht, den die Arbeitskundelehrerin Sigrid Heming-Davis begleitete, hatten die Schüler Gelegenheit, das Erlernte in Rollenspielen praktisch anzuwenden.

Ein unwilliges Seufzen ging zwar schon durch die Reihen, als die Rollenspiele angekündigt wurden, im Nachhinein erwies sich das Bewerbungstraining aber als hilfreich. Für Kristina zum Beispiel: Für das Spiel schlüpfte die 15-Jährige in die Rolle einer Bewerberin um eine Stelle im Jugendamt. Die „Personalleiterin“ fragte sie unter anderem nach ihren Lieblingsfächern und danach, wie sie darauf komme, sich beim Jugendamt zu bewerben.

Kristina hielt sich wacker während des etwa zehnminütigen Gesprächs, das für die Schülerin deshalb doppelt unangenehm war, weil ihre Mitschüler beobachten sollten, was sie gut und was nicht gut machte. „Kristina hat zu wenig Blickkontakt gehalten“, merkte im Anschluss an das Gespräch eine Mitschülerin Kristinas an. „Und einmal hat sie ,Keine Ahnung‘ gesagt, das ist bestimmt auch nicht so toll“, ergänzte eine andere. All das waren jedoch Kleinigkeiten: Insgesamt, da waren sich alle einig, hat die 15-Jährige einen guten Eindruck hinterlassen. Was bei einem echten Bewerbungsgespräch auf sie zukommen könnte, weiß sie nun schon einmal.

Die Mentoren des „Cool“-Projekts sind älter als 50 Jahre und in der Regel vor kurzem aus dem aktiven Berufsleben ausgeschieden. Am Ende des Projekts erhalten die Schüler ein Zertifikat, das den Bewerbungsunterlagen hinzugefügt werden kann. Schulleiter und Lehrer, die Interesse am Projekt haben, können unter der Rufnummer (0 69) 90 02 94 51 Kontakt zur Freiwilligenagentur Frankfurt aufnehmen.