Auf der Spur der DNA
Biologie gehört zwar nicht zu Mirnesas Lieblingsfächern, das Projekt macht ihr aber trotzdem Spaß.Foto: mar
Wie Kriminalisten ermittelten gestern Schüler der Robert-Koch-Schule ihren eigenen genetischen Fingerabdruck
und konnten dabei feststellen: Naturwissenschaft kann richtig Spaß machen.
Höchst. In weiße Kittel gehüllt sitzen die Schüler vor ihren
ausgebreiteten Arbeitsmaterialien. Mit einer Kolbenhubpipette sollen sie kleinste Mengen blauer Farbe aufziehen und
in das Reaktionsgefäß geben. "Wir müssen die Pipette erst auf die richtige Menge einstellen", erklärt
die 15-jährige Mirnesa. Mit großer Sorgfalt füllt sie den Pipetteninhalt in den Behälter, in den
sie zuvor bereits eine ganz besondere Substanz gefüllt hatte: Ihre eigene DNA.
Das Profil ermiteln
25 Schüler der Klasse 9 c der Robert-Koch-Schule stellen an diesem Vormittag ihren eigenen genetischen Fingerabdruck
her. "Es ist allerdings nur ein Ausschnitt des genetischen Materials" erklärt Christian Wiese, Student der
Universität Trier und verweist auf rechtliche Bestimmungen. Wie die Profis hatten sich die Schüler am
frühen Morgen mit einer Impföse selbst Hautzellen aus ihrer Mundschleimhaut entnommen und erarbeiten sich
unter Anleitung nun den Ausschnitt ihres genetischen Profils. "Das macht wirklich Spaß", sagt Schülerin
Mirnesa. "Ich hatte mir das vorher viel langweiliger vorstellt." Biologie zählt nicht zu den Lieblingsfächern
der Schülerin. Und sie ist weit davon entfernt, einen naturwissenschaftlichen Beruf in Erwägung zu ziehen.
Dennoch ist der naturwissenschaftliche Workshop für Mirnesa und ihre Mitschüler eine interessante Abwechslung.
Mit Eifer sitzen die Schüler an ihren Versuchsanleitungen und verfolgen auch die theoretischen Erklärungen
mit Interesse.
Für die Trierer Lehramt-Studenten ist es nicht das erste CSI-Mainhatten-Projekt, mit dem sie Schülern die
Geheimnisse der Genetik nahe bringen. Eigentlich geht es den angehenden Lehrern auch nicht in erster Linie um die
Vermittlung der Genetik. "Wir untersuchen vielmehr die Vorstellungen der Schüler zu Begriffen aus der Molekularbiologie",
so Wiese. Was wissen die Schüler über Erbinformationen? Kennen sie die Begriffe DNA, Gene oder sogar die
Polymerase-Kettenreaktion? Darüber hinaus wollen die Studenten etwas über die Lernmotivation von Schülern
erfahren. Lernen die Schüler gerne, auch wenn es nicht um Noten geht? Aus der Robert-Koch-Schule nehmen sie
einen positiven ersten Eindruck mit: "Den Schülern scheint es wirklich Spaß zu machen. Außerdem
sind viele Schüler schon sehr fit und gut informiert", lobt Wiese.
Idee der Berufsschule
Dass das Projekt zustande kommen kann, ist der Zusammenarbeit zwischen der Universität Trier und der Höchster
Paul-Ehrlich-Schule zu verdanken. Die technisch-wissenschaftliche Berufsschule hatte das CSI-Mainhatten-Projekt
entwickelt und bietet es seit zwei Jahren an Schulen an. Die Paul-Ehrlich Schule stellt den Versuchsaufbau, das
notwendige Material und die Gerätschaften in einem Koffer zur Verfügung. Die Trierer Studenten entwickeln
darüber ihre eigene wissenschaftliche Untersuchung im Rahmen des Lehramtstudiums. Und für die Robert-Koch-Schule
stellt das Projekt einen interessanten Baustein zur Berufsinformation für Schüler dar. Über "CSI-Mainhatten"
bekommen sie einen detaillierten Einblick in naturwissenschaftliche Arbeitsweisen. Hier schließt sich der Kreis,
denn entwickelt wurde das Projekt, um bei Schülern das Interesse für eine naturwissenschaftliche
Berufsausbildung zu wecken. Der Plan scheint aufzugehen. Mit Begeisterung spricht der 15-jährige Schüler
Toni vom Projekt und verrät: "Eigentlich wollte ich später Bankkaufmann werden. Aber jetzt überlege
ich mir das noch einmal." (ehm)