Höchster Kreisblatt vom 08.03.2013

Auf der Spur der DNA

Biologie gehört zwar nicht zu Mirnesas Lieblingsfächern, das Projekt macht ihr aber trotzdem Spaß.
Foto: mar

Wie Kriminalisten ermittelten gestern Schüler der Robert-Koch-Schule ihren eigenen genetischen Fingerabdruck und konnten dabei feststellen: Naturwissenschaft kann richtig Spaß machen.

Höchst. In weiße Kittel gehüllt sitzen die Schüler vor ihren ausgebreiteten Arbeitsmaterialien. Mit einer Kolbenhubpipette sollen sie kleinste Mengen blauer Farbe aufziehen und in das Reaktionsgefäß geben. "Wir müssen die Pipette erst auf die richtige Menge einstellen", erklärt die 15-jährige Mirnesa. Mit großer Sorgfalt füllt sie den Pipetteninhalt in den Behälter, in den sie zuvor bereits eine ganz besondere Substanz gefüllt hatte: Ihre eigene DNA.

Das Profil ermiteln

25 Schüler der Klasse 9 c der Robert-Koch-Schule stellen an diesem Vormittag ihren eigenen genetischen Fingerabdruck her. "Es ist allerdings nur ein Ausschnitt des genetischen Materials" erklärt Christian Wiese, Student der Universität Trier und verweist auf rechtliche Bestimmungen. Wie die Profis hatten sich die Schüler am frühen Morgen mit einer Impföse selbst Hautzellen aus ihrer Mundschleimhaut entnommen und erarbeiten sich unter Anleitung nun den Ausschnitt ihres genetischen Profils. "Das macht wirklich Spaß", sagt Schülerin Mirnesa. "Ich hatte mir das vorher viel langweiliger vorstellt." Biologie zählt nicht zu den Lieblingsfächern der Schülerin. Und sie ist weit davon entfernt, einen naturwissenschaftlichen Beruf in Erwägung zu ziehen. Dennoch ist der naturwissenschaftliche Workshop für Mirnesa und ihre Mitschüler eine interessante Abwechslung. Mit Eifer sitzen die Schüler an ihren Versuchsanleitungen und verfolgen auch die theoretischen Erklärungen mit Interesse.

Für die Trierer Lehramt-Studenten ist es nicht das erste CSI-Mainhatten-Projekt, mit dem sie Schülern die Geheimnisse der Genetik nahe bringen. Eigentlich geht es den angehenden Lehrern auch nicht in erster Linie um die Vermittlung der Genetik. "Wir untersuchen vielmehr die Vorstellungen der Schüler zu Begriffen aus der Molekularbiologie", so Wiese. Was wissen die Schüler über Erbinformationen? Kennen sie die Begriffe DNA, Gene oder sogar die Polymerase-Kettenreaktion? Darüber hinaus wollen die Studenten etwas über die Lernmotivation von Schülern erfahren. Lernen die Schüler gerne, auch wenn es nicht um Noten geht? Aus der Robert-Koch-Schule nehmen sie einen positiven ersten Eindruck mit: "Den Schülern scheint es wirklich Spaß zu machen. Außerdem sind viele Schüler schon sehr fit und gut informiert", lobt Wiese.

Idee der Berufsschule

Dass das Projekt zustande kommen kann, ist der Zusammenarbeit zwischen der Universität Trier und der Höchster Paul-Ehrlich-Schule zu verdanken. Die technisch-wissenschaftliche Berufsschule hatte das CSI-Mainhatten-Projekt entwickelt und bietet es seit zwei Jahren an Schulen an. Die Paul-Ehrlich Schule stellt den Versuchsaufbau, das notwendige Material und die Gerätschaften in einem Koffer zur Verfügung. Die Trierer Studenten entwickeln darüber ihre eigene wissenschaftliche Untersuchung im Rahmen des Lehramtstudiums. Und für die Robert-Koch-Schule stellt das Projekt einen interessanten Baustein zur Berufsinformation für Schüler dar. Über "CSI-Mainhatten" bekommen sie einen detaillierten Einblick in naturwissenschaftliche Arbeitsweisen. Hier schließt sich der Kreis, denn entwickelt wurde das Projekt, um bei Schülern das Interesse für eine naturwissenschaftliche Berufsausbildung zu wecken. Der Plan scheint aufzugehen. Mit Begeisterung spricht der 15-jährige Schüler Toni vom Projekt und verrät: "Eigentlich wollte ich später Bankkaufmann werden. Aber jetzt überlege ich mir das noch einmal." (ehm)