Die Schokoladenseiten beim Drucken

Von Susanne Loch

Höchst. Die Schüler waren beeindruckt. Druckfarbe, die nach Schokolade riecht, kannten sie noch nicht. Entsprechend beeindruckt waren sie von den „Schokobeuteln“ von Geschäftsführerin Karen Eisenmann.

„Ausbildung zum Anfassen“ gab es gestern in den Räumen der Textildruckerei „Grafik Idee“. Unter dem Motto „Druck trifft Jugend“ hatte das Unternehmen, das in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert gemeinsam mit Agentur für Arbeit und IHK zu einem Ausbildungstag eingeladen. Dabei konnten die Jugendlichen unter anderem die Arbeit eines Siebdruckers kennen lernen. Unter Anleitung von Auszubildenden bedruckten die Schüler selber Stofftaschen in Siebdrucktechnik. Wie die Profis trugen sie mit einem Holzwerkzeug, dem Rakel, nacheinander mehrere Schichten Farbe auf; auch die Schokoladen-Farbe.

Rund 50 Schüler drängten sich am Freitagvormittag in den Räumen der Textildruckerei. Fünf Schulen hatten das Angebot, dass sich die Schüler über die unterschiedlichsten Ausbildungsmöglichkeiten informieren können, angenommen; unter anderem die Hostatoschule, die Robert-Koch-Schule und die Leibnizschule aus Höchst.

„Ich finde es gut, dass man alles selber ausprobieren kann“, sagte der 14-jährige Diren Yunus. Ihn interessierten die verschiedenen Arbeitsschritte beim Bedrucken der Tasche. Später in einer Druckerei zu arbeiten kann er sich jedoch nicht vorstellen. Er will lieber Augenoptiker werden.

An Informationsständen der Agentur für Arbeit und die Industrie- und Handelskammer (IHK) verteilten Mitarbeiter Broschüren und beantworteten Fragen der Schüler. Die Firma KIT-Siebdruck zeigte anhand verschiedener T-Shirts, wie vielfältig Siebdruck ist.

Auch den Beruf Mediengestalter stellte die Textildruckerei Grafik-Idee vor. Azubi Sebastian Borst beantwortete die Fragen der Schüler. Mit seiner Hilfe konnten die Jugendlichen Schlüsselanhänger selber kreieren und herstellen. Am Computer wählten sie einen Hintergrund und eine Schriftart aus. Als Aufschrift war der eigene Name besonders beliebt. Dann druckte Sebastian Borst das Design auf einen Planen-Streifen. Die Schüler stanzten noch eine Öse in das Band und fertig war der Schlüsselanhänger.

Die 15-jährige Michelle fand die Bändchen super. Vor allem, dass sie den Hintergrund selber gestalten konnte, gefällt der Robert-Koch-Schülerin. An einen Beruf im Druckbereich hatte sie bisher nicht gedacht. Jetzt kann sie sich gut vorstellen Mediengestalterin zu lernen. „Dekorieren und Gestalten, das macht mir Spaß,“ sagt die Schülerin. Bei Karen Eisenmann erkundigt sie sich nach den Möglichkeiten für ein Praktikum.

Auch Azubi Sebastian Borst hatte vor seiner Ausbildung erste Erfahrungen bei Grafik-Idee gesammelt. „Ein Praktikum ist das A und O“, erklärte er den Schülern. Ein Bewerber, den die Firma schon kennen gelernt hat, habe bessere Chancen. Im Gespräch mit den Geschäftsführer Karen und Uwe Eisenmann konnten sich die Schüler umfassend über die Anforderungen für Praktika und Ausbildungen informieren. Gute Umgangsformen sind der Geschäftsführerin besonders wichtig. Schließlich arbeiten die Azubis auch viel mit Kunden zusammen. Bei Bewerbern für einen Ausbildungsplatz schaut sie zuerst auf die Noten im Sozial- und Arbeitsverhalten und auf die unentschuldigten Fehlzeiten. „Wir suchen engagierte Leute“, begründet sie ihr Vorgehen.

Natürlich sollten angehende Siebdrucker und Mediengestalter auch ein Auge für Farben und Bildkomposition haben. „Und Kreativität“, ergänzt Uwe Eisenmann. Für eine Ausbildung als Siebdrucker reicht der Hauptschulabschluss. Angehende Mediengestalter sollten mindestens den Realschulabschluss vorweisen können. Das Höchster Unternehmen bildet zwei Azubis als Siebdrucker und einen Mediengestalter bildet aus. Motivierte Praktikanten sind immer willkommen – auch wenn’s beim Druck nicht nur Schokoladenseiten gibt.