Alte Hasen machen Höchster Schüler fit fürs Berufsleben

Höchst. «Die Leute hier haben einfach mehr Ahnung, wie es draußen in der Berufswelt aussieht, als die Lehrer», findet Silke (15). Die Schülerin nimmt an einem Pilotprojekt der Frankfurter Freiwilligenagentur teil, bei dem Schüler fit für den Einstieg ins Berufsleben gemacht werden sollen. Die Agentur wurde gegründet, um Leute zusammenzubringen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.

Drei Monate lang treffen sich Schüler der Robert-Koch-Schule einmal wöchentlich mit ihren Mentoren, schreiben Bewerbungen, machen Eignungstests, simulieren Bewerbungsgespräche und Telefonate – alles freiwillig, nach dem normalen Unterricht. Von dem Training erhoffen sich die Jugendlichen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Silke will Reiseverkehrskauffrau werden, ihre Freundin Sarah (15) Rechtsanwaltsfachangestellte.

Elf Schüler der neunten Klasse sind mit Silke und Sarah in einer Gruppe, werden von zwei ehrenamtlichen Mentoren betreut. Die Mentoren sind Leute, die seit kurzem im Ruhestand sind. Peter Luyendyk ist einer von ihnen. Der 63-Jährige aus Hofheim war jahrelang als Unternehmer tätig, berät noch heute bei Firmenentscheidungen. Der andere ist Andreas Friedrich, der als kaufmännischer Leiter in der Technologiebranche gearbeitet hat.

Beide sind mit ihren Schützlingen zufrieden. «Sehr offene Schüler, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen wollen», lobt Friedrich. «Es fehlt noch ein ganzes Stück zwischen dem, was man in der Schule lernt und dem was man für draußen braucht – und genau diese Lücke wollen wir schließen», sagt Luyendyk.

Dazu laden die Mentoren auch Leute von außen ein. Einen Experten für Bewerbungstraining beispielsweise, oder einen Ausbildungsleiter der Industrie- und Handelskammer (IHK). Sie sollen den Jugendlichen wieder andere Einblicke ins Berufsleben bieten. Silke hat vom IHK-Fachmann beispielsweise erfahren, dass die Chancen für Reiseverkehrskaufleute momentan eher schlecht stehen – und Alternativen kennen gelernt. Sie könnte stattdessen eine Ausbildung zur Servicekauffrau im Luftverkehr machen. Von all den Dingen, die sie bisher beim Mentoren-Projekt gelernt hat, findet Silke eins besonders wichtig: «Zu wissen, worauf man bei einer Bewerbung achten muss, was die für Fragen stellen und was man anziehen muss.»

Eine Jobgarantie ist das Berufstraining nicht, aber bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz dürften Silke, Sarah und die anderen schon haben.

Wegen des großen Interesses der Robert-Koch-Schüler bietet die Freiwilligenagentur gleich zwei Kurse für insgesamt 22 Schüler an der Realschule an. (sb)



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