Schulleiter sind geteilter Meinung

Frankfurter Westen. „Wir haben erst mal alle unsere Namensschilder vertauscht.“ Hendrik (12) erzählt ganz offen, was Schüler anstellen, wenn die „Unterrichtsgarantie-Plus-Lehrerin“ in die achte Klasse kommt. „Und dann haben wir gaaanz langsam die Aufgaben gelöst.“ Richtig ernst genommen habe man die Vertretung nicht.

Und daher ist Hendriks Mutter, Annette Nettekoven, auch überhaupt nicht einverstanden mit dem neuen Modell, das seit den Sommerferien den Unterricht von der ersten bis zur sechsten Stunde garantieren soll. „Das ist eine echte Mogelpackung“, ärgert sich die Elternbeiratsvorsitzende der Höchster Leibnizschule. Sie spreche da für viele Eltern. „Die Kinder sind völlig durcheinander, wenn ein Fremder für eine Stunde in die Schule kommt.“ Es sei wesentlich sinnvoller, einen ausgebildeten Lehrer einzustellen. „Als Mutter bin ich natürlich froh, wenn es eine verlässliche Unterrichtszeit gibt, aber nicht auf diese Weise.“ Unverständlich findet sie, dass es für den Nachmittagsunterricht keine Garantie gibt.

Für eine endgültige Beurteilung sei es noch zu früh, gibt der Schulleiter der Leibnizschule, Dr. Hartmut Pott, zu bedenken. Bisher laufe es allerdings ganz gut. Nur der Verwaltungsaufwand sei beträchtlich.

„Es klappt erstaunlich gut“, findet auch Jürgen Sennlaub. Im Voraus hatte sich der Rektor der Höchster Robert-Koch-Schule eher kritisch geäußert. Vier Leute aus dem Vertretungspool habe er bereits eingesetzt und eine positive Rückmeldung bekommen. „Ich versuche, hauptsächlich ehemalige Praktikanten einzusetzen.“ Er lege großen Wert darauf, dass unterrichtet wird, was regulär dran sei. Material für die Stunden werde mit der Fachlehrerin gemeinsam vorbereitet. „Momentan bin ich noch recht angetan von dem Modell.“ Es sei allerdings mit viel Organisation verbunden.

„Das ist wirklich ein immenser Kraftaufwand“, bestätigt Margarete Alt, Schulleiterin der Niddaschule. Nach Aufrufen im Kreisblatt und im Fernsehen hatten sich endlich auch für die Grund- und Hauptschule in Nied Poolkräfte gemeldet. „Wenn allerdings spontan jemand ausfällt, mache ich das selbst“, erzählt sie. Vor allem in der Hauptschule übernehme sie viele Stunden, viel mehr, als sie vom Gesetz her müsste. „Ich habe in der vergangenen halben Woche schon mehr vertreten, als ich es eigentlich im ganzen Monat muss.“ Doch unerfahrene Lehrer in Hauptschulklassen möchte die Rektorin nicht riskieren. Damit seien sogar gestandene Grundschullehrer zum Teil überfordert. „Ich selbst bin schon ganz geschafft, wenn ich zwei Stunden in der neunten Klasse unterrichte.“ Vertretungskräfte aus dem Pool setze sie daher nur in der Grundschule ein.

Auch an der Zeilsheimer Käthe-Kollwitz-Schule hat man seine Erfahrungen mit ungeschulten Kräften in der Hauptschule gemacht. „Die Schüler sind über Tisch und Bänke gegangen“, schildert Konrektorin Rita Wember, erste Versuche in diese Richtung. „Wir sind schon soweit, einen Brief an die Eltern zu schreiben, dass es für ihre Kinder keine Unterrichtsgarantie Plus gibt, wenn sie sich so benehmen.“ Richtig gut funktioniere die Vertretung durch einen Kollegen in Altersteilzeit, Poolkräfte setze sie ansonsten nur noch im Realschulbereich ein. „Wir haben das Glück, auf zwei recht fitte Leute zurückgreifen zu können“, schildert Konrektorin Ewa Becker die Lage an der Höchster Hostatoschule. „Wir haben noch keine schlechten Erfahrungen gemacht.“ Das meiste versuche man mit eigenen Lehrkräften aufzufangen. Organisation und Abrechnung seien mit viel Arbeit verbunden. (juwi)